Am Montag, 16.03.2020 sehen die Schüler:innen vorerst zum letzten Mal ihre Lehrer:innen leibhaftig vor sich, das Quenstedt-Gymnasium begibt sich in die Quarantäne, und damit für unsere Schule: Ins Moodle.

Von vergessenen Passwörtern und ratlosen Schüler:innen und überlasteten Moodles

Um Schülerinnen ins Moodle zu befördern, die ihr Passwort nicht mehr kannten, hatte ich (m)eine Telefonnummer ins Wiki und auf den Elternbrief geschrieben. Die Zahl der Anrufe war letztlich überschaubar, wenig überraschend betraf es überwiegend die 6. Klassen, da das die einzigen Klassenstufe ist, die keinen Pflichtunterricht mit den Geräten im Schulhaus hat. Also habe ich Montag/Dienstag so etwa 60 mal mit Schüler:innen und/oder deren Eltern telefoniert um Kennwörter zurückzusetzen.

Ratlos waren die Schüler:innen auch ob der ausbleibenden Bestätigungsmails aus dem Moodle – Google und andere Provider hatten unseren Mailserver aufgrund des sprunghaft gestiegenen Versandvolumens als Spamschleuder eingestuft. Ein Wechsel des Versandservers in der Moodle-Konfiguration löste dieses Problem schnell.

Parallel dazu verbreitete sich die Nachricht, dass „Moodle überlastet“ sei – in einem bewundernswerten Kraftakt hatten die Menschen von BelWü für alle Schulen in Baden-Württemberg übers Wochenende ein Moodle installiert – etwa 4000 Stück. Allerdings waren die Moodles derjenigen Schulen, die das dort schon lange hatten, auf alter Hardware und die brach nun unter dem Ansturm zusammen.
Wir waren davon nicht betroffen, da wir unser Moodle gemeinsam mit denen der Kooperationsschulen auf einem eigenen Server betreiben. Dennoch hat mich das Moodle-Bashing einiger Office 365 Fan-Boys am Mittwoch, nachdem sich die Umstellungswogen etwas geglättet hatten, zu einem kleinen Rant getrieben.

Aber auch unser Server zeigte am Montag Schweißperlen auf der Stirn, und am Dienstag Vormittag überstieg der Ansturm dann auch mal kurz seine Leistungsfähigkeit:

Für ca. 3 Stunden war der Server schlecht erreichbar, für etwa 10 Minuten gar nicht. Die Erhöhung der Zahl der CPU Kerne von 4 auf 10 für die virtuelle Maschine mit den Moodles löste das Problem.

Das Kollegium „On Fire“

Vollkommen begeistert war ich von der Reaktion und dem Einsatz der Lehrer:innen. Es war ein Ansturm von Fragen zu Moodle zu verzeichnen, deren Art und Inhalt deutlich zeigte, dass eine große Zahl von Kolleg:innen entschlossen war, das Moodle nicht nur als „Dateiverteiler“ zu nutzen, sondern rauszufinden, was das Ding kann.

Durch meine zunehmend drastischere Weigerung, Fragen per Mail zu beantworten, fanden sich nach und nach immer mehr Kolleg:innen im Mattermost ein. Meine Idee, sie dorthin umzuleiten hatte zunächst nur Transparenzgründe: Da alle meine Antworten öffentlich wären, würde ich nicht dieselbe Frage per Mail mehrfach beantworten müssen. Tatsächlich passierte aber noch viel mehr – die gute Seite des Internets am Werk.

Wie von Zauberhand formte sich eine Support-Gruppe aus Kolleg:innen, die bereits Erfahrung mit der Lernplattform hatten oder sehr schnell durchschaut hatten, wie das funktioniert. Fragen anderer Lehrer:innen im Support-Kanal wurden binnen Minuten beantwortet, Kurse angelegt, Hilfestellung gegeben – eine unwahrscheinliche Dynamik.

Gegen Ende der ersten Woche sind alle Kolleg:innen im Mattermost – und ich glaube, die meisten finden das gar nicht so schlecht. Unsere dienstlichen Mailboxen sind viel übersichtlicher (meine zumindest). Und der Kanal „Smalltalk und Tierbilder“ macht auch ein wenig Spass.

Gegen Dienstag Abend wurde es dann auch erstmals etwas ruhiger – und der selbstorganisierte kollegiale Moodle-Support entlastete und erfreute mich ungemein – danke dafür.